Hoer nicht zu, wenn sie reden – meint Kemal Arkin

Posted by & filed under Blog - Das Buch.

Teil 3/3: Am letzten Tag war es so: Meine Schwester wollte umziehen. Sie hatte einen LKW gemietet für den Umzug, und nur ich hatte einen Führerschein, ihn zu fahren. Ich hatte Sonja gesagt, dass ich nach der Uni direkt zu meiner Schwester fahren würde, um beim Umzug zu helfen. Wie abgesprochen rief ich Sonja nach der Schule an und fuhr direkt zum Umzug. Ich gab mit viel Mühe, damit wir schnell fertig wurden, und nach sechs Stunden hatten wir es auch wirklich geschafft.

Kemal Arkin

Kemal Arkin

Als ich dann nach Hause kam, schrie Sonja mich an: „Warum kommst Du erst jetzt? Ich hatte extra für Dich gekocht und dachte, Du kommst erst zum Mittagessen und fährst danach zu Deiner Schwester!“ Sie war furchtbar laut, und ich war verzweifelt. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, hatte mir so viel Mühe gegeben, keine Zeit zu vergeuden! In ohnmächtiger Wut haute ich vor den Schrank, ich wusste einfach nicht weiter. Ich sagte: „Sonja, wenn ich jetzt weggehe, komme ich nicht mehr wieder. Dann bin ich ganz weg“. Sie sagte nichts dazu. In einer halben Stunde hatte ich alle meine Sachen zusammengepackt. Zum Abschied habe ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn gegeben, und das war es dann auch.

Sonja hat alles für mich getan, das weiß ich. Einmal war ich sehr krank gewesen, so krank wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich hatte so hohes Fieber, dass ich nicht mehr wusste, wie die Zeit verging. Ich dachte, ich hätte erst ein paar Stunden im Bett gelegen, und dabei waren es schon Tage. In dieser Zeit haben mich Sonja und Dominik gepflegt, mir vielleicht sogar das Leben gerettet. Das werde ich nie vergessen. Noch heute habe ich die beiden fest in mein Herz geschlossen. Und auch Sonja hat mich in ihr Herz geschlossen.

Aus unerklärlichen Gründen hat es nicht funktioniert. Vor allem von Außen kam immer mehr, was unsere Liebe aushöhlte. Ich persönlich finde es sehr schade, dass es auseinander gegangen ist. Ich glaube heute, wenn man die Kontrolle aus der Hand gibt und auf die Anderen hört, dann geht das nicht gut. Ich weiß nicht, was die da draußen davon haben, eine Beziehung so zu stören, es war so unnötig. Aber es ist auch nicht die Schuld von den Leuten und meiner Familie – die Schuld liegt innen, wir hatten nicht genügend Vertrauen. Wir haben beide versagt.

Ich habe viel aus dieser Erfahrung gelernt. Wenn ich noch einmal leben würde, würde ich wieder mit Sonja zusammen kommen. Ich würde mich immer wieder für sie entscheiden. Ich bin sehr stolz darauf, dass sie die Schule zu Ende gemacht hat. In meinen Augen ist eine Frau schwächer als ein Mann. Eine Frau braucht Schutz, und auch ein guter Beruf ist ein solcher Schutz. Mit einer guten Ausbildung kann sie immer eigenständig leben.

Ich finde es immer noch schade, dass meine Familie ihr nicht die Zuneigung gegeben hat, die sie verdient hätte. Wenn man so denkt wie meine Familie, denkt man kapitalistisch, das ist nicht in Ordnung. Aber ich habe nie mit ihnen darüber gesprochen. Dass meine Familie meinte, Sonja sei nicht gut genug für mich, hat unserer Beziehung schon ein bisschen verletzt.  Ich finde es sehr schade, aber man kann es nicht ändern. Heute weiß ich: Wenn da draußen Mist erzählt wird, ist es am besten, einfach nicht zuzuhören. Doch für unsere Liebe ist es jetzt zu spät. Von den beiden Wellensittichen ist einer gestorben, Pumuckel. Aber Chipsy lebt.

 

Kapitel 3:
Teil 1:Von einer grossen Liebe… erzaehlt Kemal Arkin
Teil 2:Aus Liebe wurde Eis… bei Kemal Arkin
Teil 3:Hoer nicht zu, wenn sie reden – meint Kemal Arkin

Schreiben Sie einen Kommentar

  • (will not be published)

XHTML: Sie können die folgenden Tags benutzen: <a href="" title="" rel=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>